Acta diurna

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Sämt­li­che Tex­te in die­sem Dia­ri­um geben aus­schließ­lich pri­va­te Mei­nun­gen des Autors wie­der bzw. schil­dern Ereig­nis­se aus des­sen ganz pri­va­ter Sicht. 

29. April 2024

Ein Dresd­ner Bekann­ter sand­te mir einen Arti­kel aus dem Maga­zin „Leben in der Frau­en­kir­che”, des­sen Titel mei­ne Alt­gier weckte.

Der Ver­fas­ser, ein Musik­wis­sen­schaft­ler, der zum poe­ti­schen The­ma „The influence of musi­cal rhythm on car­dio­vas­cu­lar, respi­ra­to­ry, and elec­tro­der­mal acti­vi­ty” pro­mo­viert wur­de, will ange­sichts der Umfra­ge­er­geb­nis­se der Schwe­fel­par­tei, „ein­mal im Par­tei­pro­gramm der AfD nach­for­schen, was uns säch­si­sche Kul­tur­lieb­ha­ber da eigent­lich ab Herbst an kul­tur­po­li­ti­schen Alter­na­ti­ven so erwar­ten könn­te”. Was er fin­den wird, weiß Herr Mor­gen­stern bereits vor­her, wes­halb er „empör­ten Lese­rin­nen und Lesern, die sich sogleich fra­gen, war­um ich an die­ser Stel­le auch noch Wer­bung aus­ge­rech­net für die­se Par­tei mache”, gleich zu Beginn ver­si­chert: „Eine Wer­bung sind mei­ne Befun­de mitnichten.”

Puh, das ging ja noch mal gut. Der Autor ist also erkenn­bar um Aus­ge­wo­gen­heit bemüht und will sich nicht par­tei­po­li­tisch instru­men­ta­li­sie­ren lassen.

Bei der Über­schrift han­delt es sich natür­lich um einen soge­nann­ten Hin­gu­cker. Doch wel­che The­men oder Zie­le ver­bin­den das poli­ti­sche Pro­jekt AfD mit Richard Wag­ner? Die Erlö­sung durchs Weib? Wohl eher nicht. Leit­mo­ti­vik? Höchs­tens Leit­kul­tur­mo­ti­vik. Die Abschaf­fung des Gel­des und des Eigen­tums (außer für Lin­ke wie Wag­ner selbst)? Ach was. Die Rege­ne­ra­ti­on der Mensch­heit durch kol­lek­ti­ven Vege­ta­ris­mus und Alko­hol­abs­ti­nenz? Erst recht nicht. Wenigs­tens die Revo­lu­ti­on und der Sturz der bür­ger­li­chen Gesell­schaft? Das weiß der Höcke! Wor­in soll die Ver­bin­dung denn nun bestehen?

Wir ahnen es und wer­den nicht ent­täuscht. Herr Mor­gen­stern, an meh­re­ren Uni­ver­si­tä­ten dres­siert, weiß, was er zu appor­tie­ren hat: den Wag­ner­schen Anti­se­mi­tis­mus selbst­ver­ständ­lich. „Per­sön­lich”, schreibt er, und er meint die­ses „per­sön­lich” unge­fähr so per­sön­lich wie die Makre­le im Schwarm, „per­sön­lich war ich durch das Gerau­ne rund um ‚die deut­sche Spra­che als Zen­trum unse­rer Iden­ti­tät’ (so ist ein gan­zer Absatz des Par­tei­pro­gramms beti­telt) sofort an Richard Wag­ners unter Pseud­onym in der ‚Neu­en Zeit­schrift für Musik’ ver­öf­fent­lich­ten Arti­kel ‚Das Judent­hum in der Musik’ erinnert.”

Die Anspie­lung auf Wag­ner führt aller­dings nur dort­hin, wohin in alt­ägyp­ti­schen Herr­scher­grä­bern die Schein­tü­ren führ­ten. Tat­säch­lich hat der Gevat­ter, des­sen Wer­de­gang, Pro­fes­si­on und Gesin­nung nahe­le­gen, dass er ohne Sti­pen­di­en und ande­re Steu­er­mit­tel nicht recht zu leben wüss­te, nur Bam­mel davor, dass eine AfD-Regie­rung die Kul­tur­sub­ven­tio­nen strei­chen könn­te. Sein gesam­tes Sozio­top plumps­te in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Dar­um und um nichts ande­res geht es in sei­nem Arti­kel (der tat­säch­lich ein über­lan­ger Kom­men­tar ist).

Zur Ver­hei­ßung der Über­schrift gleich. Zunächst zitiert Herr Mor­gen­stern eine Stu­die der zwar grü­nen, aber radi­kal­ob­jek­ti­ven Hein­rich-Böll-Stif­tung, wel­cher zufol­ge Kunst und Kul­tur „unter der AfD poli­tisch instru­men­ta­li­siert und staat­li­cher Zen­sur unter­wor­fen wer­den” wür­den – also ganz anders als unter den Grü­nen (und Roten), die nie dar­auf kämen, Kul­tur zu instru­men­ta­li­sie­ren oder zu zen­sie­ren –, und zwar fata­ler­wei­se „in dem Sin­ne, dass Muse­en, Orches­ter und Thea­ter ver­pflich­tet wer­den soll­ten, einen ‚posi­ti­ven Bezug zur eige­nen Hei­mat zu för­dern’ ”. Statt einen nega­ti­ven. Da die AfD im Gau Sach­sen aus­weis­lich ihres Wahl­pro­gramms „jeg­li­che Instru­men­te der Kul­tur­för­de­rung” abschaf­fen und „die Kul­tur­pro­duk­ti­on und kul­tu­rel­le Ent­wick­lung allein den Spiel­kräf­ten des Mark­tes” über­las­sen wol­le, wer­de es unter einer Regie­rung der Rechts­po­pu­lis­ten zu einer Preis­explo­si­on für Besu­che von Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen kom­men. Ergo: Die AfD betrei­be „Kul­tur­po­li­tik nur für Wohlhabende”.

Doch bevor der Kom­men­ta­tor über das schnö­de Geld redet, das die Rech­ten der über­wie­gend lin­ken Kul­tur­sze­ne weg­neh­men wol­len, nach­dem die es jah­re­lang den Steu­er­zah­lern weg­ge­nom­men hat, ver­sucht er, die Schwe­fel­par­tei­ler so anzu­bräu­nen, dass jede wei­te­re Erör­te­rung nur zu deren Unguns­ten aus­fal­len kann. Der Pas­sus, aus dem ich eben den Kern­satz zitier­te, lau­tet im Ganzen:

„In über­ra­schend rump­li­gem Deutsch schürt das Par­tei­pro­gramm von 2021 Ver­lust­ängs­te: ‚Die AfD wird nicht zulas­sen, dass Deutsch­land aus falsch ver­stan­de­ner Tole­ranz vor dem Islam [sic) sei­ne tra­dier­te Kul­tur ver­liert.’ Die­se Droh­ku­lis­se lässt vor dem inne­ren Auge zuver­läs­sig bekann­te Feind­bil­der auf­er­ste­hen. Per­sön­lich war ich durch das Gerau­ne rund um ‚die deut­sche Spra­che als Zen­trum unse­rer Iden­ti­tät’ (so ist ein gan­zer Absatz des Par­tei­pro­gramms beti­telt) sofort an Richard Wag­ners unter Pseud­onym in der ‚Neu­en Zeit­schrift für Musik’ ver­öf­fent­lich­ten Arti­kel ‚Das Judent­hum in der Musik’ erin­nert. Dar­in leg­te ein gewis­ser ‚K. Frei­ge­dank’ dar, war­um es Juden nicht ver­mö­gen, wah­re Kunst zu schaf­fen, selbst wenn sie Deut­sche sind: ihnen fehlt gewis­ser­ma­ßen das schöp­fe­ri­sche Gen, das Bio­deut­sche mit der Mut­ter­milch auf­nu­ckeln – die deut­sche Sprache.”

Herr Mor­gen­stern fühlt sich also durch die Beto­nung der deut­schen Spra­che im Pro­gramm der AfD an Richard Wag­ner erin­nert, aller­dings nicht an Wag­ners Libret­ti, son­dern an sein Juden­pam­phlet. Dar­an erkennt der kun­di­ge Leser (toxisch/reizend/gestört), dass er an eine Kul­tur­per­sön­lich­keit gera­ten ist; der bra­ve Mann, des­sen Ver­hält­nis zur deut­schen Spra­che ein erkenn­bar heik­les ist, hät­te sich schließ­lich auch gleich an den Füh­rer erin­nert füh­len kön­nen. Von der rechts­po­pu­lis­ti­schen „Droh­ku­lis­se” gegen­über jener Reli­gi­on, in deren Namen täg­lich Men­schen umge­bracht wer­den und deren Unver­ein­bar­keit mit der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on man in nahe­zu sämt­li­chen west­eu­ro­päi­schen Städ­ten stu­die­ren kann, zuletzt in Ham­burg, kommt der Gevat­ter über „bekann­te Fein­bil­der” stracks zu Wag­ners Juden­feind­schaft. Was will er uns damit sagen? Dass nach sei­ner Ansicht die Mus­li­me die Juden von heu­te sind. Und die Schwe­fel­par­tei­ler folg­lich die Nazis von heute.

Also das „bekann­te Feind­bild” wäre bei Wag­ner „der” Jude und ist bei der AfD „der” Mos­lem, und wir wis­sen ja, wohin das geführt hat. Jetzt wäre der Ver­gleich zwi­schen Juden (damals) und Mos­lems (heu­te) fäl­lig. Quan­ti­ta­tiv ist er leicht zu haben. Juden im Reich 1933: etwa 500.000, Mus­li­me in ’schland 2024: offi­zi­ell etwa 5,5  Mil­lio­nen, wahr­schein­lich mehr. Was den qua­li­ta­ti­ven Ver­gleich betrifft, kön­nen wir die Nobel­preis­trä­ger, über­haupt Wis­sen­schaft­ler, Unter­neh­mer, Pro­fes­so­ren, Ärz­te, Ver­le­ger, Schrift­stel­ler, Künst­ler, Thea­ter­di­rek­to­ren, Schau­spie­ler etc. durch­aus in abso­lu­ten Zah­len gegen­über­stel­len, beim Anteil der Mes­ser­ste­cher, Ver­ge­wal­ti­ger, Sozi­al­hil­fe­emp­fän­ger, Ter­ro­ris­ten und ande­rer mili­tan­ten Glau­bens­ver­brei­ter lie­ßen sich die Zah­len auch in Rela­tio­nen set­zen, damit es nicht ganz so übel aus­sieht; bei­des zusam­men belehrt uns, dass der Ver­gleich gräss­lich hinkt und nur ein Kre­tin oder ein Mensch mit Inter­es­sen, im deut­schen Ide­al­fall bei­des in einer Per­son, ihn her­auf­be­schwö­ren kann. Den Begriff „Isla­mo­pho­bie” hat ja nicht zufäl­lig, son­dern sehr gezielt der schlaue Aja­tol­lah Cho­mei­ni geprägt, fest auf den Kol­lek­tiv­kre­t­i­nis­mus des Wes­tens vertrauend.

Herr Mor­gen­stern dürf­te sei­ner­seits nicht unglück­lich dar­über sein, dass er im Dres­de­ner Kul­tur­be­trieb in einer der mus­lim­frei­es­ten Zonen der Erde sein Tag­werk ver­rich­tet und sich mit den Sit­ten und Gesell­schafts­vor­stel­lun­gen die­ser tole­ran­ten Zeit­ge­nos­sen nicht beschäf­ti­gen muss. Sein einst­wei­len nur öko­no­mi­scher Über­le­bens­in­stinkt wen­det sich des­halb nicht gegen die Aus­brei­tung eines Glau­bens, der, wenn er an die Macht käme, sowohl der west­li­che Kul­tur als auch dem west­li­chen Rechts­staat den Gar­aus machen wür­de – wofür bereits heu­te im bes­ten Deutsch­land ever schon genü­gend kampf­fä­hi­ge jun­ge Män­ner bereit­stün­den, die umfra­gen­mehr­heit­lich ein Kali­fat schi­cker fän­den als die pro­fa­ne Bun­des­re­pu­blik –, son­dern trend­kon­form gegen „Rechts”; den Mann ver­langt es schließ­lich nach Sub­ven­tio­nen. Mit Juden und Mos­lems haben wir, wie gesagt, nur einen soge­nann­ten Neben­kriegs­schau­platz betre­ten. (Bei­sei­te gespro­chen: Natür­lich wer­den die Mos­lems die Sub­ven­tio­nen für links­de­ka­den­ten west­li­chen Kul­tur­schrott auch sofort abschaf­fen, wenn sie die­se Leu­te nicht mehr als nütz­li­che Idio­ten und Tore­öff­ner benö­ti­gen, aber bis dahin hofft Herr M., längst bei den Huris zu weilen.)

Ein unauf­heb­ba­rer, den Kom­men­ta­tor auch kar­dio­vas­ku­lär und respi­ra­to­risch in Wal­lung ver­set­zen­der Wider­spruch besteht nach sei­ner Ansicht dar­in, dass die „Knall­char­gen” der Schwe­fel­par­tei einer­seits die deut­sche Orches­ter­land­schaft för­dern, ande­rer­seits die Finan­zie­rung des öffent­li­chen Rund­funks been­den wol­len. Denn „ARD, ZDF und die Rund­funk­ein­rich­tun­gen der Län­der” finan­zier­ten „bun­des­weit zehn renom­mier­te Orches­ter, fünf pro­fes­sio­nel­le Chö­re und vier Big Bands und die Rund­funk-Orches­ter-und-Chö­re GmbH Ber­lin mit den Gesell­schaf­tern Bund, Land Ber­lin, RBB und Deutsch­land­ra­dio wei­te­re zwei Orches­ter und zwei Chö­re (Rund­funk-Sin­fo­nie­or­ches­ter Ber­lin, Rund­funk­chor Ber­lin, Deut­sches Sym­pho­nie-Orches­ter Ber­lin, Rias-Kam­mer­chor)” – nur der Herr und der Herr Mor­gen­stern ken­nen sie alle beim Namen. Ich gestat­te mir wie­der­holt den Hin­weis, dass ARD, ZDF etc. über­haupt nichts finan­zie­ren, son­dern kom­plett vom Steu­er­zah­ler ali­men­tiert wer­den, wes­halb es weit ein­fa­cher wäre, sie aus dem Sys­tem her­aus­zu­neh­men, auf dass ihre Mit­ar­bei­ter die Gele­gen­heit erhal­ten, ihre Fähig­kei­ten am Markt unter Beweis zu stel­len, wäh­rend der Steu­er­zah­ler, der sie nicht mehr ver­sor­gen muss, gewiss gern einen nun­mehr weit klei­ne­ren Teil sei­ner Abga­ben direkt an die genann­ten Klang­kör­per erstat­te­te. Deal? Auch wenn man bei­spiels­wei­se sämt­li­chen Stif­tun­gen und NGOs die Mit­tel für den „Kampf” gegen „Rechts” stri­che, käme eini­ges Klim­per­geld zur Unter­stüt­zung der Orches­ter zusam­men, und zwar kei­nes­wegs nur der deut­schen; ein, sagen wir aus nige­ria­ni­schen Ein­wan­de­rern bestehen­des Streich­quar­tett, das die uni­ver­sel­le Bot­schaft in Beet­ho­vens spä­ten Quar­tet­ten ent­deckt hat – denn die steckt dar­in –, käme unter einem klu­gen rechts­po­pu­lis­ti­schen Kul­tus­mi­nis­ter eben­falls in den Genuss von Fördermitteln.

Um es noch ein­mal für die Knall­char­gen zusam­men­zu­fas­sen: Man kann durch­aus Orches­ter sub­ven­tio­nie­ren und zugleich den öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk nicht.

Das weiß unser Musen­stief­sohn mit Frau­en­kir­chen­a­b­in­dung bestimmt selbst. Er will aber dezi­diert die Sub­ven­tio­nie­rung der lin­ken, der woken Kul­tur­sze­ne am Leben erhal­ten. Des­we­gen moniert er, dass die säch­si­sche AfD-Frak­ti­on „die streng pro­tek­tio­nis­ti­sche Pfle­ge des deut­schen kul­tu­rel­len Erbes in den Mit­tel­punkt (ihrer Kul­tur­po­li­tik) gestellt” habe, was er der pro­gram­ma­ti­schen Aus­sa­ge ent­nimmt: „Die AfD erach­tet es als eines ihrer vor­ran­gi­gen poli­ti­schen Zie­le, die­ses gro­ße Kul­tur­er­be für die kom­men­den Gene­ra­tio­nen nicht nur zu bewah­ren, son­dern es im Zeit­al­ter der Glo­ba­li­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und sei­ne unver­wech­sel­ba­ren Eigen­hei­ten zu erhal­ten.” Kom­men­tar Mor­gen­stern: „Nanu – ist das die Ein­sicht, dass Kunst- und Kul­tur­schaf­fen­de auf ihre jewei­li­gen Zei­ten reagie­ren, ergo das eige­ne ‚kul­tu­rel­le Erbe’ mit heu­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen in einer glo­ba­len Welt in Bezie­hung set­zen müssten?
So weit denkt man bei der AfD aber nicht.”

Nein, so weit den­ken nur Gevat­ter Mor­gen­stern und sei­ne Cote­rie. Schon vor der letz­ten Land­tags­wahl, rügt er, habe die schlim­me Par­tei näm­lich gegen das Pro­gramm des „Euro­päi­schen Zen­trums der Küns­te” in Hel­ler­au agi­tiert, ein typi­sches lin­kes, also weit gedach­tes, durch­di­ver­si­fi­zier­tes, durch­ge­gen­der­tes, intel­lek­tu­ell bar­rie­re­frei­es „Pro­jekt”, das, so die Kri­tik von rechts damals, „impor­tier­te kul­tu­rel­le Strö­mun­gen auf geschichts­blin­de Wei­se der ein­hei­mi­schen Kul­tur gleich­stellt”. Mor­gen­stern, jeder Zoll ein Sports­mann, kom­men­tiert: „Sol­cher­lei mora­li­schen Lan­des­ver­rä­tern soll in einem AfD-regier­ten Sach­sen zukünf­tig der Geld­hahn abge­dreht wer­den. Statt­des­sen soll im deut­schen Volk, etwas schwur­be­lig for­mu­liert, ‚ein Bewusst­sein gestärkt wer­den, wel­ches kul­tu­rel­le Ver­bun­den­heit wahr­nimmt, för­dert und schützt’. Wie sich eine sol­che Kul­tur­för­de­rung mit der grund­ge­setz­lich fest­ge­schrie­be­nen Kunst­frei­heit (Arti­kel 5 Abs. 3) ver­ei­nen lie­ße, führt der säch­si­sche Lan­des­ver­band indes nicht aus.”

Mer­ke: För­de­rung des Eige­nen ist Abwer­tung des Frem­den. Das erin­nert wahl­wei­se an Schmitts Carl oder an den jüdi­schen Witz, wo die Mut­ter ihrem Sohn zum Geburts­tag zwei Pull­over schenkt, einen blau­en und einen roten, und als der Sohn am nächs­ten Mor­gen mit dem blau­en am Lei­be aus sei­nem Zim­mer kommt, fragt sie: Der rote gefällt dir wohl nicht?

Mer­ke, zum zwei­ten: Wenn Lin­ke Kul­tur för­dern – was immer heißt: Das Steu­er­geld der Bür­ger dafür aus­ge­ben –, ist das in Ord­nung. Wenn Rech­te es täten, ver­trü­ge es sich nicht mit der Kunst­frei­heit. Des­we­gen wäre das „Dre­hen” an jenen „Geld­häh­nen”, aus denen Mit­tel in poli­tisch miss­brauch­te Kul­tur­stät­ten flie­ßen, eine durch­aus anmu­ti­ge Bewegung.

Mer­ke, zum drit­ten: „Wer die Kul­tur för­dert, schwächt sie.” (Don Nicolás)

Zurück zu den Sub­ven­tio­nen. Seit Jah­ren wird der Kul­tur- und Kunst­be­trieb immer stär­ker poli­ti­siert und gegen Tei­le der Gesell­schaft in Stel­lung gebracht. Die lin­ken Kul­tur­sze­ne boy­kot­tiert, denun­ziert und can­celt, was ihr nicht in den Kram passt. Von der Initia­ti­ve „Die Vie­len“ bis zu den aktu­el­len Demons­tra­tio­nen gegen die Oppo­si­ti­on zieht sich eine Spur von Pro­pa­gan­da, Spal­tung und mora­li­scher Erpres­sung – und alles steu­er­fi­nan­ziert. Gera­de in den neu­en Bun­des­län­dern, wo vie­le Men­schen sich noch gut an die Erge­ben­heits­adres­sen der Kul­tur­schaf­fen­den an die SED-Füh­rung erin­nern, besteht eine beson­de­re Sen­si­bi­li­tät für die Instru­men­ta­li­sie­rung der Kul­tur durch die Poli­tik. Nicht zuletzt des­halb liegt die AfD dort in den Umfra­gen vorn.

Nach mei­ner Kennt­nis ist es kein poli­ti­sches Ziel der Schwe­fel­par­tei, auch nur ein Orches­ter oder Thea­ter oder wel­che Kul­tur­ein­rich­tung auch immer zu schlie­ßen. Ihr geht es ledig­lich um die Rück­ver­wand­lung von sub­ven­tio­nier­ten Pro­pa­gan­da­or­ten für eine links­grü­ne Kli­en­tel in Kul­tur­stät­ten für die All­ge­mein­heit. Wer dabei nicht mit­spie­len will, soll sich halt selbst finan­zie­ren – oder sich einen Mäzen suchen. Richard Wag­ner hat es vorgemacht.

 

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